Die Rapperin Taiga Trece ist in zwei Kulturen zu Hause, und das hört man auch. In ihren Songs mischt sie Deutsch und Spanisch, tourt durch Deutschland und Mexiko.
Ihre dritte Heimat ist der Rap: „Seit Kindheitstagen lauf ich auf Hip-Hop-Straßen … Rap der einzig rote Faden, der sich durch mein Leben zieht.“
Die lebhafte Münchnerin arbeitet hart an ihrer Musikkarriere. Sie organisiert alles selbst: Musik, Texte, Videos, Tonträger und Konzerte. Viel Geld lässt sich damit (noch) nicht verdienen. Dafür lebt sie ihren Traum. Taiga arbeitet nebenbei als Musikpädagogin und gibt Songwriting- und Rap-Kurse für benachteiligte Jugendliche und Flüchtlinge.
Dein erster Auftritt war purer Zufall. Wie kam es dazu?
Ich habe mit 16 in Mexiko-Stadt gelebt und war immer auf der Suche nach Hip-Hop-Veranstaltungen. Hip-Hop war zu der Zeit in Mexiko noch Untergrund-Musik. Ich habe ein paar Breakdancer kennengelernt, die mir einen Flyer in die Hand gedrückt haben. Mit einer Freundin bin ich zu diesem Event gegangen. Wir waren die einzigen Weißen in dem Laden, deshalb sind wir aufgefallen. Wir wurden einfach auf die Bühne geschubst. Dann gab es kein Zurück mehr.
Wie verlief der spontane Auftritt in Mexiko-Stadt?
Was ist danach passiert?
Ich habe eine Weile keine Musik mehr gemacht. Später habe ich es bereut, diesen Weg nicht verfolgt zu haben. Ich habe mir gesagt: Du wirst älter, du hast einen Beruf gelernt, du hast viel gesehen von der Welt. Und das Einzige, was du dein ganzes Leben machen wolltest, ist Musik. Deshalb habe ich vor zwei Jahren alles in Bewegung gesetzt, um es auf einer professionellen Ebene zu machen.
Wie schafft man es, die Musik-Leidenschaft zum Job zu machen?
Indem man alles andere aufgibt. Ich habe meinen Job aufgegeben und auch viel von meinem sozialen Umfeld. Ich habe mich komplett auf die Musik eingelassen. Ich lebe zwischendurch auch am Existenzminimum. Aber das ist es mir wert.
Wie bist du zum Rap gekommen?
Meine Eltern haben mir erzählt, dass ich schon Lieder auswendig gesungen habe, bevor ich überhaupt richtig sprechen konnte. Ich wollte auch immer und überall singen, zum Beispiel auf Festen. Im Grundschulalter war ich natürlich im Schulchor. Zum Rap bin ich sehr früh gekommen. Als ich acht Jahre alt war, fand ich die Rapperin Schwester S total gut. Seitdem bin ich beim Rap geblieben.
Was ist das Besondere an deiner Musik?
Es gibt nicht so viele Frauen im Rap. Es sind leider viel zu wenige, die man kennt. Außerdem ist mein „Deutschnol“, die Mischung aus Spanisch und Deutsch, etwas Besonderes. Die Frage nach dem Musikstil finde ich unheimlich schwer, weil man da schnell in Schubladen denkt. Ich würde sagen: Deutsch-spanischer Hip-Hop mit einem West Coast Latino Straßenflavour.
Wie beschreibst du deine Musik? Wovon handeln deine Texte?
Du hast es ja bereits angesprochen: Es gibt wenig Frauen im Rap. Muss man sich als Frau besonders durchsetzen?
Rap ist immer noch eine Männerdomäne, genau wie das ganze Musikgeschäft. Frauen finden nicht so viel Gehör. Die Leute sind es nicht gewohnt, dass Frauen rappen. Ich glaube, dass viele Frauen auch nicht den Nerv des Publikums treffen. Es ist schwierig, akzeptiert zu werden. Als Frau muss man eigentlich besser sein oder sich richtig etwas zutrauen.
Wie wirst du als Frau im Rap wahrgenommen?
Wie bist du auf die Idee gekommen, Spanisch und Deutsch zu mischen?
Ich bin kein Mensch, der nur eine Sache machen kann. Ich bin mit beiden Sprachen aufgewachsen. Wenn ich nur Deutsch machen würde, würde mir etwas fehlen. In jeder Sprache kann man sich anders ausdrücken. Das ist das Schöne an Sprachen. Ich spreche vier Sprachen und würde gern noch mehr können. Man hat in jeder Sprache einen anderen Zugang, sowohl zu den Menschen als auch zu sich selbst. Teilweise hat man sogar eine andere Klangfarbe in der Stimme. Gerade im Rap dreht sich alles um Ausdruck und um das, was man transportiert. Nirgendwo gibt es so viel Text wie im Rap. Da ist es schön, wenn man mit Sprache spielen kann. Und es liegt auch daran, dass ich meine Leute überall habe.
Dein erstes Album, La Cholemana, wird bald veröffentlicht.* Was ist das für ein Gefühl?
Ich habe noch so viel zu tun. Es ist ein schönes Gefühl, aber es ist auch unglaublich stressig. Eine Albumproduktion ist nicht so toll, wie es sich anhört. Es hat fast nichts mit der Musik zu tun. Das Einspielen der Songs ist nur ein ganz kleiner Teil. Es muss richtig viel organisiert werden. Ich freue mich, wenn das Album da ist, und ich die Lieder live performen kann.
Was möchtest du mit deiner Musik noch alles erreichen? Was sind deine Zukunftspläne?
Zuerst möchte ich das Album herausbringen. Danach geht es auf Tour nach Mexiko. Nach dem Album wird nicht verschnauft, ich arbeite direkt weiter an künftigen Produktionen. Ich würde mich wahnsinnig freuen, eine Tour zu spielen, die über Deutschland hinausgeht. Es wäre großartig, auf ein paar Festivals in Europa zu spielen. Außerdem möchte ich gern ein Haus bauen, wahrscheinlich in Mexiko. Das wäre schön. Aber das dauert noch ein bisschen. Jetzt freue ich mich erst mal darauf, weiter zu touren und so viel wie möglich live zu spielen.
*Inzwischen hat Taiga (www.taigatrece.com) ihr Album veröffentlicht.
Erschienen im Dezember 2015 auf www.goethe.de